„Freiburg wächst von innen heraus”
OB Horn in Opfingen am 28.11.2018: Freiburg sei eine junge Stadt, die von innen her wachse und normal verdienenden jungen Familien Wohnraum bieten müsse. Alles andere sei wirtschaftsschädlich.
Die Behauptung der Stadt lautet: Freiburg wachse aus sich selbst heraus, aufgrund seines Geburtenüberschusses. Michael Moos, UL-Fraktionsvorsitzender, im Wahlkampf-Flyer: “Fakt ist aber, dass Freiburg in den letzten 10 Jahren um 16.000 Einwohner gewachsen ist, maßgeblich aufgrund des erfreulichen Geburtenüberschusses.”
Die Realität sieht konplett anders aus: Im Zeitraum 2009 bis 2017 gingen bei der Bevölkerungszunahme 81 Prozent auf das Konto des Wanderungsgewinns (Zugezogene minus Weggezogene), dagegen waren lediglich schlappe 19 Prozent auf den Geburtenüberschuss zurückzuführen (Quelle: Statistische Jahrbücher der Stadt Freiburg).
„Freiburg wächst, deshalb brauchen wir Dietenbach”
Drucksache G-18/114, Anlage 1, S. 20 (Stand 2016):
“Aktuelle Studien und Prognosen von Statistischem Bundes- und Landesamt gehen davon aus, dass das starke Wachstum in den nächsten Jahren anhalten wird, bevor die Zuzüge durch die Veränderung der Bevölkerungsstruktur und letztendlich mangelnde Flächenverfügbarkeit abnehmen werden … Die Bevölkerungsvorausrechnung 2014 der Stadt Freiburg i. Br. beschreibt bis 2030 in drei Prognosevarianten einen weiteren Anstieg der Bevölkerung mit Zuwachsraten zwischen 8,5 % und 18,3 %. Diese Prognose legt eine aktualisierte, wahrscheinliche Bautätigkeit zu Grunde. Der Bau eines neuen Stadtteils wurde in dieser Vorausrechnung entsprechend bereits berücksichtigt.
Also ganz langsam zum Mitdenken:
1. Schritt: Es wird beschlossen, den neuen Stadtteil Dietenbach für 15.000 Menschen zu bauen
2. Schritt: Unter dieser Prämisse erstellt die Stadt Freiburg eine Bevölkerungsprognose 2014-2030, mit dem Ergebnis: bis 2030 wird die Bevölkerung um 27.000 Menschen zunehmen
3. Schritt: Mit dieser Prognose wird in den Folgejahren die Notwendigkeit für den Bau des Stadtteils begründet.
Bauen erzeugt Wachstum. Und nicht etwa umgekehrt (weil wir so schnell wachsen, müssen wir bauen).
Und das ist so gewollt.
„Emotionen”
Ab und zu äußert jemand, wir ließen uns von Emotionen leiten, anstatt auf der Grundlage von Sachargumenten zu entscheiden. Emotionen seien schlecht, seien “falsch”, Sachargumente seien “richtig”. So einfach. Da kommt man ins Grübeln. Gibt es denn Leben, eine Entscheidung ohne Emotion? Was würde passieren in einer Gesellschaft, die völlig emotionslos entscheidet?
Ganz nebenbei: Wir haben jede Menge Sachargumente! Schauen Sie sich nur mal auf dieser Webseite um …
“Wenn alles fühlt, dann ist die Richtung klar, in der wir unsere Gesellschaft radikal ändern müssen: Hin auf eine Gegenseitigkeit mit allen anderen Wesen.” mehr darüber von Andreas Weber, Philosoph und Biologe …
„Freiburg braucht Dietenbach”
Angeblich. Weil Wohnraum in Freiburg so teuer ist.
[Kommentar: mit dem ganzen Dietenbach-Neubau würde der Mietspiegel erst recht rasant ansteigen.]
Weil bis 2030 15.000 Wohnungen fehlten.
[Kommentar: Das gehört ins Reich der Träume: fragt man fünf Personen nach dem Wohnraumbedarf, so erhält man fünf verschiedene Aussagen, die sich zwischen 12.000 und 20.000 WE bewegen. Die neueste Bevölkerungsprognose der Stadt hingegen nennt für die Zeit nach 2022 stark abnehmenden Bevölkerungszuwachs, der im Jahre 2024 nur noch 373 Personen betragen würde statt rund 1.000 bis 2.000 Personen jährlich, wie zuvor prognostiziert (Anlage 1 zur DRUCKSACHE G-17/230.1, dort Tab. 1 und 2).]
Stadt und Gemeinderat haben 2012 diese Entscheidung für einen neuen Stadtteil getroffen. Es war eine POLITISCHE Entscheidung, mehr nicht. Sie hätten auch anders entscheiden können – nämlich zugunsten der Mobilisierung aller denkbaren Potentiale im Innenbereich. Die sind auch heute noch lange nicht ausgereizt. Schließlich hat sich ja sieben Jahre lang keiner darum gekümmert. Weil es politisch nicht gewollt war.
„Ohne Dietenbach schießen in Freiburg am 25.02.2019 die Preise für Wohnraum durch die Decke”
Dieser Meinung ist Finanzbürgermeister Breiter. Wo der die herhat, wissen wir nicht. Bewahren wir mal lieber einen kühlen Kopf. Krisenbeschwörung ist schon genug.
“Der Bau von Vauban und Rieselfeld hat den Wohnungsmarkt in Freiburg entspannt.”
Das klingt logisch, plausibel und gut. Wie Lehrbuch. Die Realität sieht anders aus. Auch in den Jahren, in denen die Stadtteile Rieselfeld (1996-2012) und Vauban (1998/99-2016) gebaut wurden, kam es nicht zu einer wesentlichen Entspannung auf dem Mietwohnungsmarkt. Und dies sogar, obwohl beide Baugebiete stadteigenes Gelände waren.
(Quelle: Drucksache G-16/251; der Knick/das stärkere Ansteigen der Kurve zwischen 2004 und 2007 liegt an der fehlerhaften Darstellung: dieser 3-Jahresschritt ist auf der Horizontalachse genau gleich eingezeichnet wie die übrigen 2-Jahresschritte davor und danach, die blaue Säule 2007 gehört also eigentlich weiter nach rechts, dadurch verschwände der Knick …)
Leider legt die Stadtverwaltung keine entsprechende Übersicht über die Entwicklung der Grundstückspreise vor. Die in G-17/203 enthaltene umfasst nämlich nur den Zeitraum 2007-2016, lässt also Aussagen über mögliche Effekte durch Vauban oder Rieselfeld nicht zu.
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Seltsam, dass diese Behauptung konstant abgespult wird. Ob’s Wählerstimmen bringt?
“Die 50 % Quote sozialer Mietwohnungsbau ist beschlossen!”
Das denken viele. Der Gemeinderat wird im Mai 2019 neu gewählt, es bleibt ihm frei, zukünftig wieder anders zu entscheiden. Vor allem ist er nicht der einzige Player in dieser Sache: Mitentscheiden werden in nicht unerheblichem Umfang Akteure der Wohnungswirtschaft und die Sparkasse. Nur: darüber redet keiner. Frühestens Mitte 2020 soll Klarheit herrschen – dazu der Text aus dem Amtsblatt vom 12.10.2018:
“Verschiedene baulandpolitische Aspekte können nicht in einem Bebauungsplan geregelt werden. Dies ist dann Aufgabe des Vermarktungskonzepts und der Kaufverträge. Hier finden gestalterische Aspekte, Fragen des Klimaschutzes (Freiburger Energiestandards) ebenso ihren Platz wie der Anteil an sozialem Mietwohnungsbau oder Konzepte genossenschaftlichen Wohnens. All diese Fragen werden ab Frühjahr 2019 diskutiert, damit der Gemeinderat sie – parallel zum Bebauungsplan – Mitte 2020 entscheiden kann.”
“Wenn man Flächen verbraucht, muss man das verantworten”
Mit dieser Aussage werben die Gemeinderatsfraktionen, die den Bau des Stadtteils befürworten, in einer großformatigen Zeitungsanzeige.
Wer ist “man”? Sie sollten “wir” schreiben. Anstatt sich hinter “man” zu verstecken.
Gehören diesen Flächenverbrauchern diese Flächen denn? Nein, sie müssen den Landwirten erst weggenommen werden. Und zwar Pächtern und Eigentümern.
Wer wird die Verantwortung tragen? Wer wird zur Rechenschaft gezogen? Welchen Namen trägt man? Vor welches Gericht wird man gestellt und welche Strafe wird man bekommen?
Um welche Verantwortung geht es? Es geht darum, den Worten endlich Taten folgen zu lassen: gegen den Raubbau an der Natur, gegen das Artensterben, gegen den Klimawandel. Und für eine erlebbare Zukunft für unsere Kinder.
Bevor es zu spät ist.
“Der Gemeinderat hat Dietenbach am 24.07.2018 mit 44:4 Stimmen beschlossen”
Egal, wie oft das geschrieben und gesagt wird: Es ist falsch. Nichts als falsch.
Richtig ist: es waren 38 Ja-Stimmen, 1 Enthaltung und 4 Nein-Stimmen (3 Räte fehlten, die Herren Disch und Schätzle waren befangen).